Rügen, Ostsee

Im August 2020 stand Karins zweites Alleinreiseabenteuer bevor. Das erste Mal alleine reiste sie in 2018 nach Rerik (Ostsee), um wieder mehr Ruhe in ihrem Leben zu finden. Im Mai 2020 gewann sie bei Hertha BSC und Hyundai dann tatsächlich eine Reise, für die sie im Januar einen Post veröffentlichte und somit im Lostopf landete. Es ging um „Futuregoals“, also Ziele, die man in der Zukunft erreichen möchte. Mit etwas Glück konnte man dieses mit der Unterstützung von Hyundai und Hertha wahr werden lassen.

„Mein Ziel ist es, eines Tages auf dem Meer zu surfen.“

…so lautete mein Ziel. Und plötzlich sollte es wahr werden!

23. – 30. AUGUST 2020

ANREISE:

Mit dem für diese Reise gewonnenen „Hyundai IONIQ 1.6L GDi PLUG-IN HYBRID“ inkl. Sprit.

FERIENWOHNUNG:

Über Wikingsurf Sven Barkholtz in Zubzow bei Trent, Schaprode
https://surfen-auf-ruegen.com/

GESAMTKOSTEN:

Dank des Gewinns musste ich nur meine Verpflegung bezahlen.

STORY:

Ich war ganz aufgeregt, als mir am Freitag das Auto nach Hause gebracht wurde und konnte es gar nicht glauben: Da stand das Auto mit dem ich morgen nach Rügen fahren und eine Woche surfen sollte. Ich ließ die letzten zwei Jahre revue passieren: Anfangs ging ich kaum zum Baden ins Wasser, weil ich Angst vor der Tiefe hatte – egal ob See oder Meer. Als ich mit dem Surfen anfing, legte sich diese Angst zumindest bei Seen. Ich surfte auf ihnen und schwamm entspannt in ihnen. Als ich die Sache mit dem Futuregoal las, dachte ich, wenn das jetzt noch auf dem Meer ginge, dann könntest du richtig stolz auf dich sein. Meine Windsurfskills waren auch nach zwei Jahren noch ausbaufähig, deswegen dachte ich eher an einen Zeithorizont von 10 Jahren, um dieses Ziel zu erreichen. Trotzdem nahm ich an dem Gewinnspiel teil. Wer denkt denn schon, dass er das gewinnen könnte? Ich dachte das zumindest nicht.

So packte ich meine Sachen in das Hybridauto, was mir noch etwas fremd war, insbesondere die Bedienung, und fuhr am Sonntagmorgen los. Die Fahrt zog sich ganz schön hin, mit Stau (gleich vor der Haustür bei Berlin!) und Pause war ich 5 Stunden unterwegs. Puh, ganz schön anstrengend wenn man alleine fahren muss! Das Wochenprogramm sah wie folgt aus:

Montag – Mittwoch – Freitag = 2 x 2 Stunden Surfkurs für Fortgeschrittene

Dienstag – Donnerstag – Samstag = Freizeit

Am Montagmorgen quälte ich mich also aus dem Bett und später in meinen Neoprenanzug. Ich bin ein richtiger Morgenmuffel, es war echt unangenehm so früh in die kalte Ostsee zu gehen! Immerhin hatten wir auch nicht Temperaturen von 30° C sondern eher zwischen 15° und 20° Celcius. Und das ganze sollte nachmittags um 14 Uhr noch einmal passieren? Ohne mich!
Doch nach den ersten zwei Stunden fühlte ich mich so gut, einfach wow! Was Sport und Durchhaltevermögen so auslösen können. Es war also vorbei mit der Schönwettersurferkarriere! Ich fuhr in meine Ferienwohnung, aß eine große Portion zu Mittag (ich war extrem hungrig!) und fuhr danach wieder zur Surfschule! Es nieselte zwar, aber nass würde ich ja sowieso werden.

Dienstag vertrieb ich mir die Zeit in Putbus, kam mit großen Erwartungen die leider etwas getrübt wurden, führte ein nettes Gespräch mit einer betagten Anwohnerin (das war mein Highlight an diesem Ort) und shoppte ein bisschen. Auf der Karte suchte ich den nächsten Hafen, voller Hoffnung dort ein Fischbrötchen zu finden und fuhr weiter nach Lauterbach. Neben einem leckeren Mittagsmenü, das viel besser als nur ein Fischbrötchen war, fand ich einen Imbisswagen mit den weltbesten Lakritz- und Nougatbonbons und fuhr danach wieder nach Hause.

Der Mittwochmorgen begrüßte mich dann mit Sturm und Kälte. Windstärke 6, hohe Wellen, starker Regen, das 3.5 – Segel und ich. Die Kombination war gut, so schaffte ich endlich einen Beachstart, der viel angenehmer ist als dieses ständige aufs Brett gekrabbele. Nachmittags war das Wetter weiterhin stürmisch, doch an diesem Tag lernte ich richtig viel und war unheimlich froh, als ich abends unter meiner heißen Dusche stand. Später holte ich noch meine Freundin vom Bahnhof ab und wir machten es uns gemütlich.

Am surfreien Donnerstag fuhren wir zum Markt nach Thiessow, wo sich gefühlt ganz Rügen aufhielt. Da das Wetter immer noch bescheiden war, wollten wir danach zu einem tollen Café in Alt Reddevitz fahren um einen guten Kaffe und ein fettes Stück Torte zu verzehren, aber dort war ebenso ganz Rügen anwesend. Sie standen sogar meterweit an, im Regen! Wir kehrten also woanders ein und beschlossen, abends noch nach Binz zu fahren um uns dort etwas Suhsi zu gönnen. Das war jedoch ausgebucht und so fuhren wir erst freitags hin. Denn da hatte sich der Sturm verzogen. Morgens konnte ich eine Runde mit großem Segel surfen und hatte viel Spaß, ich fühlte mich richtig gut. Hier, seht alle her, surft Karin auf dem Meer. Ziel erreicht! Nachhmittags sind wir beide dann noch eine Runde SUP gepaddelt und als hätte sie noch nicht genug, springt meine Freundin abends sogar bei Binz in die Wellen. Es war zwar nicht mehr stürmisch, aber dennoch ziemlich frisch. Hut ab!

Samstags brachte ich sie wieder zum Bahnhof und machte noch einen Ausflug auf die Insel Ummanz. Ein Traum von unberührter Natur. Dort über den Deich zu schlendern, nach Stralsund hinüber zu blicken und Wassersportler zu beobachten, das war ein kleiner Friedensmoment. Der Hyundai und ich drehten eine Runde um die Insel und kurz vor der Heimmkehr hielten wir noch an einem Töpferlädchen an. Als ich ohne Beute zurückkehrte, einstieg und losfahren wollte, schwand mein kleiner Friedensmoment allerdings prompt dahin. Das Auto sprang nicht an. Was macht man mit einem Hybridauto, das nicht anspringt? Als ich meinen Führerschein machte, war das noch kein Thema!! Es war sogar noch schlimmer: Er sprang nicht nur nicht an, er rollte auch noch bergab, Richtung Wasser! Das Einzige, was uns davon trennte war ein Bordstein, ein Aluminiumbauzaun und eine Baustelle. Egal wie oft ich es versuchte, er sprang einfach nicht an. Das Auto hatte nur einen Startknopf, kein Schlüsselloch, keine Kupplung, keine Handbremse und keinen Rückwärtsgang, den ich selbst bedienen konnte. So langsam bekam ich Schweißausbrüche. Deshalb sprach ich einen Fahrradfahrer an, ob er mir helfen könnte. Seine Frau erzählte dann, dass das Auto kurz vorher lange gepiept hätte. Dabei war ich ja keine fünf Minuten weg gewesen…komisch. Er kannte sich auch nicht mit Hybridautos aus und hatte die gleichen Fragezeichen wie ich: Kann man ihn nicht manuell starten? Kupplung treten, Handbremse lösen und einfach rückwärts fahren? Wir probierten vieles aus, es klappte nichts. Wir hielten ein weiteres Pärchen an um um Hilfe zu bitten. Ich stetzte mich rein, die vier schoben an. Echt schwer so ein Hybridauto! Die erste Erleichertung machte sich breit, wenigstens drohten wir nicht mehr in das Wasser zu rollen. Der Bauzaun hatte eine große Beule, das Auto war heil. Zum Glück! Es sprang aber immer noch nicht an. Wir unterhielten uns noch kurz, alle sichtlich überrascht über dieses komische Phänomen, alle ahnungslos zu dieser Technik… naja, was sollten wir tun. Sie radelten weiter und ich ging zum Café um die Ecke und fragte, ob die jemanden kennen, der mir Starthilfe geben könnte. „Ja, der Nachbar hier vorne, der gerade Rasen mäht!“ Super, dachte ich mir, den frage ich. „Starthilfe, für ein Hybridauto?… Ich frag mal meinen Vater!“ Ok, wir liefen ein Haus weiter, zu seinem Vater, zufällig auch gerade am Rasenmähen. Er schaut genauso fragwürdig. „Sicher, dass du „liegen geblieben bist“? Ähm, ja… wie nennt man es denn bei Hybridautos? Er holte also seinen 20 Jahre alten VW Caddy und stellte sich vor meinen nagelneuen Hyundai Ionic. Vergangenheit gegen Zukunft, könnte man sagen.

Er kam ins Schwatzen und meinte, ob ich es inzwischen noch einmal versucht hätte. Aber nein, natürlich hatte ich das nicht, ich war ja bei den beiden im Garten gewesen. Ganz nebenbei erzählte er wo er arbeitete und dass es dort auch Elektro- / Hybridfahrzeuge gäbe, die manchmal einfach nicht anspringen würden. Wenn sie sich 10 Minuten erholt hätten, ginge es meistens wieder. Ich habe ihn angeschaut, als würde er mich veräppeln wollen und traute mich gar nicht einzusteigen und einen Startversuch zu wagen. Aber ich stand hier nunmal, auf der Insel Ummanz vor der Insel Rügen, mich trennten mehr als zwei Brücken vom Festland und die nächste Tankstelle war recht weit entfernt. Die nächste E-Tankstelle war noch weiter entfernt.
Ich hatte übrigens ein Hybrid- anstatt ein Elektrofahrzeug von Hyundai bekommen, weil es auf Rügen nicht genügend E-Ladesäulen gab! Nun ja, das alles motivierte mich, das Auto zu starten und – es sprang tatsächlich an! Es zeigte aber „Batteriezustand kritisch“ an. Warum denn? Wir fahren doch immer hin und her, sie wird doch jedes Mal aufgeladen?! Die beieden Rasenmäherherren lachten sich ins Fäustchen, der ältere klopfte seinem alten Caddy stolz auf die Motorhaube und wir verabschiedeten uns lustig. Aus lauter Angst, wieder liegen zu bleiben fuhr ich bis nach Bergen und hielt bei Lidl für einen Einkauf an (Schokolade, ich brauchte dringend Schokolade!). Die Zeit nutzte ich für eine Ladung an der gratis E-Ladesäule. Die letzten Tage waren diese beiden Exemplare nämlich ständig besetzt und ich wollte dem Hyundai mal etwas Gutes tun, er hatte sich das verdient, nach den Strapazen. Vielleicht brauchte er ja auch mal so eine richtige Ladung Strom, wer weiß? Kaum hatte ich bezahlt, vernaschte ich die Schoki, packte auch den Rest des Einkaufs ein und wollte den Stecker ziehen. Aber er klemmte. Warum verdammt ging der Stecker nicht aus dem Auto? Ich konnte es kaum glauben, wieviel Pech konnte man an einem Tag haben? Nach einigen Versuchen ergoogelte ich mit 3% Akku einen Lösungsvorschlag. Dieser lautete: „Nach Aufschließen des Autos ist die Entriegelung für 10 Sekunden aktiv.“ Aha, ein Diebstahlschutz. Also schloss ich ab und wieder auf und zog schleunigst den Stecker. Es klappte, juchu! Ich kam noch mit einem neben mir parkenden und ebenso ihr Hybridauto aufladenden Paar ins Gespräch. Ihr Wagen schaffe auch an die 60 km mit einer Batterieladung. Aber man dürfe nicht vergessen, dass es während der Fahrt auch oft hin und her switcht und man dadurch mit einer Tankfüllung Benzin auch viel weiter käme als üblich. Damit hatte er Recht. Nach sieben Tage verstand ich langsam den Sinn dieser Technik, wenn auch lange nicht die Technik an sich.

Abends war ich so gerädert, dass ich beim Füße hoch legen nicht abschalten konnte. Deshalb packte ich alle meine Sachen und fuhr kurzerhand nach Hause. Im Norden Berlins fuhr genau in den Sonnenuntergang, das war ein perfekter Moment nach dieser aufregenden Woche. Zu Hause fiel ich dann völlig erschöpft, aber glücklich, in mein Bett.

EMPFEHLUNGEN:

Da das Sushi schlecht, das Café Moccavino überfüllt und der Markt in Thiessow ein reins Gedränge war, kann ich davon leider nichts so wirklich empfehlen, außer die Häuseransammlung namens „Fresenort“ zu besuchen. Außerdem denke ich, dass es doch viele Rügenfans gibt, die sich um einiges besser auskennen als ich.

Die Surfschule von Sven kann ich jedoch von ganzem Herzen empfehlen, schaut mal vorbei und beim nächsten Urlaub, schnuppert doch mal rein in das Windsurfen:

https://surfen-auf-ruegen.com/

Eine Empfehlung hinsichtlich Hybridautos kann ich jedoch gerne geben: Immer gut pflegen, sie scheinen etwas sensibel zu sein.

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